1755 erbaut von Johann Peter Migendt und Ernst Marx für Prinzessin Anna Amalie von Preußen.
1776 Umsetzung in das Palais Unter den Linden 7
1787/1788 Schenkung an den adligen Gutsbesitzer von Voss für die Schlosskirche in Berlin-Buch und Umsetzung dorthin.
1939 Abbau der Orgel in Buch, Verkauf an den Gemeindekirchenrat von St. Marien und St. Nikolai in Berlin, Einlagerung von Windladen, Mechanik, Pfeifenwerk bei der Fa. Schuke in Potsdam, Aufbau von Gehäuse und Prospektpfeifen in der Kirche St. Marien
1943 Einlagerung des Orgelprospekts in der Berliner Münze
nach 1945 Einlagerung von Gehäuse und Prospektpfeifen in der alten Sakristei der St. Marien-Kirche
1956 Schenkung der Orgel an die Gemeinde Karlshorst, veranlasst durch den Propst Heinrich Grüber
1960 Aufstellung der Orgel in der Kirche „Zur Frohen Botschaft“ und Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Schuke, Potsdam
2003 Gründung des Förderkreises Amalien-Orgel e.V., der von 2004-2009 Restaurierungkonzepte diskutierte und Dokumentationen zur Orgel und zum Orgelgehäuse erstellen ließ
Februar 2008 Beschluss der Gemeindeleitung zur Restaurierung der Amalien-Orgel
Dezember 2008 Zusicherung der Finanzierung durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
September 2009 Beginn der Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider und das Restaurierungsatelier Frach-Renner
Dezember 2010 Wiedereinweihung der restaurierten Amalien-Orgel.
Unter den Linden 7 | Schlosskirche Buch
Schuke & St. Marien | | Evg. Kirche Berlin Karlshorst
„Heute in 8 Tagen wird meine Orgel ganz fertig sein. Gerade jetzt wird sie gestimmt“ schreibt Anna Amalia, Prinzessin von Preußen, am 8. Dezember 1755 an die Prinzessin Wilhelmine, und ein paar Tage später: „ Heute habe ich zum ersten Mal auf meiner Orgel gespielt… Die Orgel macht mir große Freude. Die Buben von der Straße sind nicht stehen geblieben um zu horchen, obwohl die Balkontüren offen waren.“ Das sogenannte Balkonzimmer ist ein Saal im zweiten Stock des Lustgartenflügels des Berliner Stadtschlosses gewesen. - Wer hat diese Orgel gebaut? Anna Amalia nennt keinen Namen. Ein Abnahmegutachten, aus dem hervorgeht, wer dieses Instrument in welcher Qualität gebaut hat, ist bis heute nicht aufgefunden.
Postkarte mit der Ansicht des Stadtschlosses aus dem späten 18. Jahrhundert.
Die wohl früheste Abbildung (vielleicht 1763) ist ein Kupferstich des Stechers Schleuen, der Spieltisch und Teile des Prospektes während des Aufbaues wiedergibt, zusammen mit unsachgemäßem Agieren von Orgelbauern. Veröffentlicht in J. S. Halles „Werkstätte der heutigen Künste...“, in der für die Darstellung des Orgelbauerhandwerks die Berliner Werkstatt Peter Migendts genommen wurde.
Die früheste uns bisher bekannte Beschreibung dieser Orgel liegt aus dem Jahre 1783 vor:
„Disposition der Orgel vor Ihro Königl. Hoheit Prinzessin von Preußen Amalia, welche zu Berlin auf den Königl. Schloß in Anno 1755 von mir ist erbauet worden; dieses Werck hat 2 Clavire 1 Pedal und folgende Stimmen: [es folgt eine Disposition und eine Reihe technischer Angaben, insbesondere der außergewöhnliche Tonumfang]. Die Structur ist sehr schön bearbeitet; Auf den obern Pfeiffen Thurm sizt die Göttin der Music, mit vielen Instrumenten umgeben; Alles ist starck vergoldet…“ Ernst Marx Orgelbauer in Berlin.
Ernst Marx brachte als Sohn eines Tischler- und Orgelbaumeisters gute Voraussetzungen mit für den Orgelbau, den er wahrscheinlich noch kurze Zeit bei Joachim Wagner erlernen durfte, anschließend vermutlich bei Peter Migendt. Mag der Vertrag zum Bau einer Orgel für die Prinzessin zwischen der Hofadministration und Peter Migendt geschlossen sein und wird die Werkstatt Migendts sicherlich als Entstehungsort gelten können, so wird der Gedanke nicht von der Hand zu weisen sein, Marx habe diese Orgel als sein Meisterstück im Alter von 27 Jahren bauen dürfen - fast gleichen Alters war Joachim Wagner, als dieser die Orgel für die Marienkirche in Berlin als Meisterstück baute. Vier Wochen nach der Fertigstellung der Amalien-Orgel heiratete Marx die jüngere Schwester von Migendts Frau.