Einleitung | Zustandsanalyse | Farbarchäologische Untersuchungen | Restaurierung
Das Holz des Gehäuses, in seiner Eigenschaft als Fassungsträger ist relativ stabil. Schäden an der Holzsubstanz sind alters- und nutzungsbedingt und vor allem den 6-maligen Umsetzungen an die o. g. Orte geschuldet.
Schadensbild in der Vergoldung an den Profilen des Gehäuses und am Schnitzwerk.
Mit Bronze beziehungsweise roter Gouache überstrichene Fehlstellen in der Vergoldung.
Daß mehr Holzsubstanz erneuert wurde als zunächst unter der geschlossenen Fassung zu erkennen ist, geht u. a. aus einem Kostenanschlag hervor, der bei dem Wiederaufbau der Orgel in der Kirche Karlshorst aufgestellt wurde:
„ 1. Abladen, Auslegen und Sortieren der losen Teile des Orgelgehäuses, beschädigte Teile
ausbessern und erneuern
2. Aufstellen und Eckverbindungen mit Eisenwinkel verschrauben
3. Beschädigte Profilleisten abstemmen, ca. 30 lfdm. Profilleisten neu anfertigen,
geschweift und gerade, anpassen und befestigen
4. Ca. 20 qm Rückwand aus 30 mm stark. Kiefernholz als Rahmen mit Hartfaserfüllung neu
anfertigen...“
Welche weiteren Umbauten am Gehäuse erfolgten, wird aus der Analyse der Orgelbauwerkstatt hervorgehen, die im Rahmen der Restaurierung des Orgelwerkes erstellt wird. Folgende Erneuerungen in der Holzsubstanz sind u. a. aufgrund mangelhafter farblicher Einstimungen zu erkennen: nördliche Spieltischtür, Notenpult, Pedalfüllung, oberer Teil der nördlichen Füllung neben dem Spieltisch. Anobienbefall - jedoch kein akuter - wurde partiell festgestellt.
Die Fassung des Gehäuses macht zunächst einen stabilen Eindruck. Auch die Farbwahl „Grün-Weiß“ entspricht durchaus dem bauzeitlichen Stil. In keiner Weise wird jedoch die Technologie des derzeitigen Anstriches (Ölfarbe) und die Farbnuancierung der Rokoko-Zeit gerecht.
Mit dem Überstreichen vergoldeter Profilleisten an den Spieltischtüren und an den Seitenfüllungen des Gegäuses wurde dem Prospekt ein Teil seiner Ausstrahlung genommen.
Das schmutzig wirkende, gebrochene Weiß ist striemig, dick aufgetragen. Fehlstellen in der darunter liegenden Fassung wurden überstrichen. Das Grün ist ebenfalls zu dicht aufgetragen und im Farbtonwert zu dunkel. Durch die zu schwere und kompakte Farbgebung wird die Leichtigkeit des barocken Gehäuses in das Gegenteil verkehrt. Dazu kommt, dass die Oberfläche der Ölfarbe ausgemagert und verschmutzt ist.
Wann die derzeit sichtbare Fassung angelegt wurde, kann nur vermutet werden. Denkbar wäre der Zeitpunkt des Wiederaufbaus in den Jahren 1958 – 60 am jetzigen Standort. Darüber steht in der Monografie:„...Die farbliche Fassung wurde im alten Stil erneuert. Die Orgelweihe fand am 19.06.1960 statt...“).
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Freilegungsproben:
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Während die Grün-Weiß-Fassung relativ gut mit dem Fassungsträger verhaftet ist, ist das Schadensbild in der hochwertigen Poliment-Vergoldung auf den Profilen des Gehäuses wie folgt zu beschreiben: flächige Abhebungen, Aufschüsselungen und Fehlstellen bis auf den Fassungsträger Holz. Teilweise wurden unsachgemäße Ausbesserungen vorgenommen (keine Niveau-Angleichung der Fehlstellen an das originale Umfeld, lediglich Bolus-Retuschen ohne Kreidegrundaufbau).
Andere Fehlstellen in der Vergoldung der Profile sind mit Bronze übergangen worden. Die grün-schwärzlich oxidierten Bereiche verunklären die Architekturgliederung.
An den Profilen des unteren Hauptgesimses ist ein Abrieb der Goldauflage zu verzeichnen, so dass der hier verwendete rote Bolus zu sehen ist.
Als eine Besonderheit in der mitteldeutschen Orgellandschaft können die original erhaltenen, wenn auch beschädigten (partielle Fehlstellen in der Schrift), Registerbezeichnungen gewertet werden. Sie sind direkt auf die originale Grün-Fassung der Staffelbretter geschrieben und vergoldet: vermutlich eine gestalterische Verbeugung vor der Prinzessin Anna Amalie.
Die Holzsubstanz des Schnitzwerkes hat mehr als das Gehäuse unter den mehrfachen Umsetzungen und Einlagerungen gelitten. In dem überschlägigen Kostenangebot der Firma Voigt vom 17.08.1956 ist zu lesen: „...Die vorhandenen Bildhauerarbeiten, zu 90% zerstört und gebrochen, sortieren, die gebrochenen Teile verleimen, fehlende Teile vom Bildhauer nacharbeiten lassen und nach Fertigstellung der Bildhauerarbeiten am Orgelgehäuse befestigen...“
Es ist also zu vermuten, dass das Schnitzwerk nicht mehr vollkommen original ist. Sichere Erkenntnisse wird es im Verlauf der Restaurierung geben. In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, dass eine konkrete Einschätzung der Schäden an der Holzsubstanz des Schnitzwerkes auch erst mit der Bearbeitung der einzelnen Stücke gegeben werden kann.
Schadensbild in der Vergoldung an den Profilen des Gehäuses und am Schnitzwerk.
Mit Bronze beziehungsweise roter Gouache überstrichene Fehlstellen in der Vergoldung.
Zu erkennen waren bei der derzeitigen Untersuchung an den zugänglichen Schleierbrettern Risse, Entleimungen, Absprengungen, partielle Totalverluste, ungenügend gesicherte Bruchstellen und unsichere Befestigungen (mit Nägeln, Schrauben und sogar Kreuzschlitzschrauben).
Die Fassung auf dem Schnitzwerk ist ebenfalls eine hochkarätige Polmintvergoldung. Sie ist - teilweise entsprechend den Schäden in der Holzsubstanz - flächig instabil. Die zahlreichen Demontagen und Montagen des äußerst filigranen Schnitzwerkes haben zu relativ großen Schäden und Verlusten in der Fassung geführt. Dabei ist der Erhaltungszustand sehr unterschiedlich: Relativ stabile (partielle) Bereiche stehen neben (großen) Flächen, die durch Abhebungen und Totalverluste des gesamten Fassungspaketes gekennzeichnet sind. Diese Schäden sind auch ursächlich den unterschiedlichen raumklimatischen Bedingungen geschuldet, denen die Orgel ausgesetzt war. Wie stabil das Raumklima in der Kirche „Zur Frohen Botschaft“ ist, müsste durch Klimamessungen festgestellt werden. Die ehemals polierte Vergoldung ist gealtert und jetzt matt glänzend. Auf den Höhen der vergoldeten Teile ist eine Ausdünnung der Metallanlage zu konstatieren. An diesen Stellen ist der Bolus durch das Gold „durchgewachsen“.