RESTAURIERUNGSFAHRPLAN
2003
Gründung des Förderkreises Amalien-Orgel e.V.

2004
Aufnahme der Arbeit durch die Orgelexpertenkommission Februar

2008
Beschlussfassung des Gemeindekirchenrates der Paul-Gerhardt-Gemeinde Lichtenberg für die Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Wegscheider, Dresden

Dezember 2008
Die Finanzierung ist gesichert / Auftragserteilung

9. September 2009
Abschiedskonzert an der Amalien-Orgel und anschließender Abbau September

2010
Aufbau der Orgel und Intonationsarbeiten

10. Dezember 2010
Einweihung der restaurierten Orgel
Klangbeispiele


Kantorin Beate Kruppke
Die Defekte der Orgel
am 29. April 2009

Weitere Videos und Tondokumente finden Sie in unserer Mediathek.
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1755 erbaut für Prinzessin Anna Amalia von Preußen
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die Restaurierung des Pfeifenwerks

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Eindrücke und Fragestellungen

Orgelbaumeister Kristian Wegscheider beschreibt seine Empfindungen bei der Bestandsaufnahme an der Amalien-Orgel folgendermaßen:

„Nach einem Rundgang durch die Orgel, nach dem „Erfühlen“ des Klanges machte sich zunächst Ratlosigkeit breit. Ich war sehr verunsichert, was man hier machen soll. Die Orgel steht in einem Kirchenraum für den sie nicht gebaut wurde. … Die erhaltenen historischen Teile sind größtenteils verändert. Die Tontraktur ist 1960 ganz neu angelegt, ebenso die Registertraktur …, das gesamte Gerüstwerk ist neu, am Gehäuse sind zahlreiche Veränderungen zu beobachten, die Rückwand ist neu, ebenso die Kanal -und Balganlage. Doch es existiert auch das historischen Pfeifenwerk mit sehr vielen erhaltenen Prospektpfeifen und es gibt die relativ wenig veränderten originalen Windladen.

Der Vorsitzende des Förderkreises Dr. Franz Bullmann mit dem Orgelrestaurator Christian Wegscheider, der Restauratorin Hilke Frach-Renner und Kantorin Beate Kruppke in der Werkstatt Christian Wegscheider in Dresden, im Januar 2010.

Unsere Frage war: gibt es wirklich genug Anhaltspunkte, eine genaue Restaurierung / Rekonstruktion auf den ursprünglichen Zustand von 1755 zu wagen?

Wir stellten fest, dass zumindest im technischen Bereich eine Restaurierung/Rekonstruktion möglich ist. Fehlende Informationen lassen sich durch Analogien mit anderen Orgeln der Provenienz beschaffen. Eine ergebnisorientierte Forschungsarbeit ist natürlich notwendig, aber auch möglich. Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist: Welchen stabilen Zustand gibt man auf und was gewinnt man, und natürlich auch: zu welchem Preis.

Nach Abwägen aller Argumente kamen wir zu der Erkenntnis, dass die vollständige Restaurierung, die Rekonstruktion auf den Zustand von 1755 – soweit dieser erkennbar und nachvollziehbar ist – die richtige Entscheidung darstellt.

Wenn man den Charme der ursprünglichen Anlage auf Grund der verschiedenen Spuren nach und nach deutlicher erkennt, so möchte man, bei allem Respekt vor der Leistung der Firma Schuke von 1960, die Orgel doch gern dem Reichtum ihrer Ursprünglichkeit annähern, möchte die originalen Registerschwerter wieder umdrehen und mit einer durchgehenden Achse versehen, möchte die Tontraktur in ihrer Feinheit rekonstruieren, den erkennbaren Spuren des Lagerwerks folgen, die Rückwand wieder in Massivholz bauen, die Windladen des Hauptwerks wieder auseinanderrücken, damit die Traktur zum Oberwerk ungehindert zwischen den Laden verlaufen kann u.v.a.m.

Wir kamen zu dem Schluss, dass die Orgelkommission und die Kirchengemeinde mit ihrer Forderung nach einer vollständigen Restaurierung/Rekonstruktion vollkommen richtig liegen.

Zum Klang der Orgel

Weiter schreibt Kristian Wegscheider: „Geradezu schwärmerisch wird der jetzige Klang (in Eintragungen des Gästebuchs) beschrieben, und auch wir Orgelbauer konnten und können uns dem klanglichen Charme dieser Orgel nicht völlig entziehen. Es gibt Stimmen, wie z.B. die Flöte/Gedackt 4’ im Oberwerk, die im Kirchenraum wirklich einen zauberhaften Eindruck hinterlassen, andere Stimmen wirken eher normal, doch insgesamt alle gut auf den Kirchenraum abgestimmt. Disposition der Orgel

Der Vorsitzende des Förderkreises Dr. Franz Bullmann mit dem Orgelrestaurator Christian Wegscheider bei der Vertragsunterzeichnung am 4. Mai 2009.

Es muss sachlich festgestellt werden, dass fast alle Pfeifen 1960 (und teilweise sicher schon davor) klanglich verändert wurden. Bis auf wenige Prospektpfeifen haben alle Pfeifen neue Kerne und dadurch auch neue Aufschnitte. Die Holzpfeifen sind vollständig erneuert, die Posaunenkehlen umgebaut, der Stimmton verändert. Wie der Klang der Orgel 1755 im Balkonzimmer des Schlosses war, das wissen wir nicht mehr.

Für den ursprünglichen Winddruck gibt es, soweit mir bekannt ist, keine Überlieferungen, und gerade dieser Winddruck wäre für ein authentisches Klangbild von großer Wichtigkeit.
Ob die Restaurierung/Rekonstruktion als gelungen bewertet wird, hängt in besonderem Maße vom Klang der Orgel im Kirchenraum ab.

Zusammengefasst kann nur wiederholt werden, dass die klanglichen Arbeiten an der Orgel der weitaus schwierigste Teil der Restaurierung sind, aber dadurch auch der spannendste und aufregendste Teil, dem ich mich mit meiner Werkstatt sehr gern stellen würde.“


erstellt von datalino 2009 - 2016