Kulturaufbetragter des Landes Berlin
Die denkmalgeschützte Amalien-Orgel, die 1755 im Berliner Stadtschloss aufgebaut wurde und heute in der Kirche Zur Frohen Botschaft in Berlin steht, ist ein einzigartiges Kulturgut von nationalem Rang. Die Restaurierung des Instruments ist auch ein Beitrag zum Erhalt des preußischen Kulturerbes und zur denkmalpflegerischen Arbeit in Berlin. Dass das Restaurierungsprojekt unter der Ägide einer Kirchengemeinde mit Hilfe zahlreicher Spender durchgeführt wurde, verdient besondere Anerkennung.
Das älteste Zeugnis erhaltener Berliner Orgelbaukunst des 18. Jahrhunderts erinnert an die erste Eigentümerin, Prinzessin Anna Amalia von Preußen. Die Musik liebende Schwester Friedrichs II. legte nicht nur eine bedeutende Musikaliensammlung an, die nach ihrem Tod an das Joachimsthaler Gymnasium in Berlin und von dort 1914 an die Preußische Staatsbibliothek, die heutige Staatsbibliothek zu Berlin, gelangte; Anna Amalia machte auch ihr Palais unter den Linden nach der Umsetzung der Orgel durch ihre musikalischen Soireen zu einem Zentrum des Berliner Musiklebens jener Zeit. Die Orgel ist deshalb ein Erinnerungsort, sie bezeugt am Beispiel der Musik in der Epoche der Empfindsamkeit den kulturellen Rang, zu dem die Stadt im 18. Jahrhundert aufstieg.
Die Amalien-Orgel ist dank einer wechselhaften Geschichte von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben. Umso größer ist die Verpflichtung, sie zu erhalten und zu pflegen. Die Restaurierung führt die Orgel weitestgehend auf ihren ursprünglichen Zustand im Jahre 1755 zurück. Mein Dank gilt den zahlreichen Spendern, allen voran der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, welche die Evangelische Paul-Gerhardt Kirchengemeinde Lichtenberg bei der Restaurierung finanziell unterstützten. Sie haben damit ihren Respekt vor dem kulturellen Erbe bekundet und denkmalpflegerisches Engagement in einer Stadt bewiesen, die im Zweiten Weltkrieg so viele ihrer Kulturgüter für immer verloren hat.
Die Gemeinde hat vor fünfzig Jahren ein Denkmal geschenkt bekommen, damit aber zugleich eine Verpflichtung übernommen. Indem sie den Kraftakt der Restaurierung vollbrachte, hat sie sich des Geschenks würdig erwiesen. Dafür mein ganz besonderer Dank an die Gemeinde. Auch künftig wird sie auf Unterstützung angewiesen sein, wenn sie Pflege und Erhalt der Orgel sicherstellen will. Alle, die sich am Klang der Amalien-Orgel erfreuen, sollten sich dazu aufgerufen fühlen.
Das Geschenk der Amalien-Orgel an unsere Kirche "Zur frohen Botschaft" ist für uns eine in mehrfacher Hinsicht glückliche Fügung. Wer sich von ihrem Klang zu bezaubern vermag, wird immer wieder aufs Neue gewahr werden können, wie reich wir durch diese Orgel beschert worden sind.
Über viele Stationen hinweg führte sie ihr Weg in unsere Kirche. Nachdem sie durch den Krieg heimatlos geworden war, fand sie auf Anregung des damaligen Probstes Heinrich Grüber in Karlshorst neues Obdach. Dankbar gewährt ihr unsere Gemeinde seitdem Unterkunft und dauerhaftes Bleiberecht. In ihrer Biographie kann sie auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Freud und Leid sind in ihr enthalten. Der Glanz am Hofe Friedrich des Großen gehört dazu wie die erschütternden Erfahrungen des 2. Weltkrieges. Seliges Jubilieren wie Zeiten, in denen sie ein- und ausgelagert zum Schweigen verurteilt worden war. Flucht und Ungewissheit, Arbeits- und Obdachlosigkeit hat sie kennen gelernt. Aber auch Hoffnung und Neubeginn. Wer die Höhen und Tiefen des Lebens kennt, vermag auch andere zu begleiten, die ähnliches durchleben. Unsere Orgel ist durch ihre Klangvielfalt und ihre Ausdrucksmöglichkeiten auch eine Seelsorgerin. Sie spendet Menschen Trost und Freude, begleitet sie durch ihr Leben und spendet ihnen Hoffnung und Mut.
Als Gemeinde haben wir mit ihrer Schenkung an uns zugleich die Verpflichtung verspürt, die Orgel wieder in ursprünglicher Weise zum Klingen zu bringen. Ihre Geschichte und ihr Klang bewirkten, dass sie Menschen in ihrem Engagement für das Instrument und für unsere Gemeinde zusammenführte.
Ich freue mich daher ganz besonders, dass es uns in gemeinsamer Anstrengung gelungen ist, die Amalien-Orgel umfassend restaurieren zu können. Dafür danke ich in erster Linie der Stiftung Deutsche Klassenlotterie sowie allen Spendern unserer Gemeinde, aber auch allen anderen, die unsere Arbeit unterstützt haben. Mein Dank gilt darüber hinaus den Mitgliedern des Fördervereins Amalien-Orgel e.V., die sich in mehrjähriger Arbeit um das Gelingen dieses großen Vorhabens verdient gemacht haben. Ebenfalls möchte ich mich bei allen bedanken, die auf ihre Weise mit Hand anlegten, allen voran bei Herrn Wegscheider und seinen Mitarbeitern, Frau Frach-Renner, Herrn Brandner und Herrn Himmen, der Orgelkommission, sowie allen Firmen, die mitbeteiligt waren, dass die Orgel wieder einen neuen guten Stand erhalten hat.
Mein besonderer Dank gilt unserer Kantorin Beate Kruppke, die über die Jahre alle Fäden zusammenhielt und durch ihr Engagement wesentlich dazu beitrug, dass wir das "Neuerstehen" der Orgel feiern können.
Die Wiederweihe der Orgel 100 Jahre nach Einweihung der Karlshorster Kirche und 65 Jahre nach der Zerstörung der alten Orgel ist allen Anlass zur Dankbarkeit für diese gnadenvolle Bereicherung unserer Gemeinde.
Ich wünsche uns , dass ihr neuer und zugleich ursprünglicherer Klang es in Zukunft um so mehr vermag, nicht nur die kunstliebhabenden Ohren, sondern auch die Herzen der Menschen, die zu ihr in unsere Kirche kommen zu erfüllen, ihren Gefühlen eine Sprache zu geben, und ihre Seelen zu reinigen und zu beflügeln.